Der längste Flug seit langem!

Samstag, 07. Juni 2014

Pfingssamstag, seit einigen Tagen baut sich eine Wetterlage auf, die man als Streckenflieger nicht ungenutzt vorbei gehen lassen kann. So ist das Starterfeld in Ohlstadt dicht gedrängt. Die ASW 22 steht etwas weiter hinten in der Reihe und startet dennoch bereits um 10:58 Uhr. Nach kurzem Schlepp, überall im Alpenraum sind schon kleine flockige Cumuli zu beobachten, klinke ich über dem Werdenfelser Moos und finde auch gleich 1,5 m/s die mich auf 1.900 m bringen. Komfortabel diese Höhe und sogleich wende ich den Bug Richtung Südwesten.

Mein Plan ist einfach, weil ich kein Dreieck fliegen möchte, die Wetterlage auf der Südseite des Alpenhauptkammes ist mir zu unsicher, möchte ich möglichst weit fliegen und auf der Nordseite bleiben. Da der sofortige Flug nach Osten bei dieser Wetterlage reichlich schwierig erscheint, man muss sich durch die Jachenau und die Tegernseer Berge bis zum Sonnwendjoch arbeiten und dann den langen Gleitflug zum Wilden Kaiser wagen, der zu dieser Tageszeit noch nicht so zuverlässig ist, wie am Nachmittag.

Daher steuere ich erst mal den Venetberg an, um danach den anderen Piloten nachzujagen, die direkt nach Osten abgeflogen sind. Das klappt reibungslos, Notkarspitze, Krahmer, Daniel, Heiterwand und Venetberg liefern die erhoffte zuverlässige Thermik und so wende ich die VV schon um 12:00 Uhr nach Osten. Der Tschirgant ist zuverlässig mit 3,7 m/s auf knapp 3.000 m lässt auf einen guten Schnitt hoffen.

An den Miemingern wie immer, wenig Fallen, also weiter immer weiter, über Seefeld steht ein guter Bart über dem Tal und so kann ich quer durch das Karwendel direkt zur Bettelwurfspitze vorfliegen, kurzer Plausch mit Innsbruck und Querung zum Kellerjoch ohne Zeitverlust. Dann weiter zum Kreuzjoch am Eingang zum Gerlos. Mittlerweile meldet Oskar phantastische Bedingungen im Pinzgau, er ist ohne Kreis gleich drei mal auf und ab geflogen, 150 km ohne Kreis, nicht schlecht, auch wenn er in Wirklichkeit natürlich doch einen Kreis gemacht hat, nämlich jeweils einen Halbkreis um auf Gegenkurs zu gehen .

Auch ich kann den Pinzgauer Spaziergang ohne Kreis bewältigen, noch einmal ein satter Bart am Hahneckkogel, der auch unter dem verballhornten Namen Honigkogel bekannt ist und dann wird es spannend, wird es im Osten so gut sein, wie bei meinem letzten Flug hierher? Hochgründeck und Roßbrand funktionieren gut, der Dachstein lockt mit herrlichen Wolken und so geht es in schneller Fahrt weiter bis zum Grimming.

Auf dem Rückweg liefert die Südwestseite des Dachsteins einen 6 m/s Bart und nach wenigen Kreisen strebe ich wieder dem Pinzgau zu. Am Hochgründeck begegnet mir die JP, die erst um 2 Uhr in Ohlstadt starten konnte und noch auf dem Weg nach Osten ist. Der Pinzgauer Spaziergang geht wie erhofft wieder ohne Kreis, am Kreuzjoch reicht die Thermik mittlerweile bis auf 3.200 m, erstmals kommt der Gedanke auf, womöglich die "Direttissima" durch die Ötztaler Alpen zu nehmen.

Nach dem Sprung über das Zillertal finde ich guten Anschluss und am Rosenjoch steigt die Basis sprunghaft auf 3.900 m an. Der Querung direkt durch die hohen Ötztaler steht nichts mehr im Wege. Über Hochfinstermünz geht es weiter zur Elferspitze und weiter Richtung Quattervals am Eingang zum Oberengadin. Den Weiterflug nach Samedan wage ich nicht mehr, es ist schon 18:00 Uhr und die Wolken Richtung Samedan schauen nicht mehr sehr vertrauenerweckend aus, ganz im Gegenteil zu den mächtigen Quellungen Richtung Osten, also kehre ich in 4.100 m um und gleite mit hoher Fahrt aus dem Engadin heraus.

An der Elferspitze kurbele ich bis auf 4.400 m, drehe den McReady Ring auf 0,5 m/s zurück und genieße den nahezu unendlichen Gleitflug bis in das Karwendel, weiter bis fast zum Demeljoch ohne noch viele Kreise zu machen, höchstens den einen oder anderen 3er nehme ich noch mit um die Strecke möglichst zu verlängern.

Auf dem jetzt folgenden letzten Schenkel fliege ich noch ein wenig ins Flache, die Sicht nach Westen ist äußerst schlecht, der Walchensee glitzert und glänzt wie ein riesiger Silbersee. Nach 8 Stunden und 50 Minuten lande ich wieder zuhause in Ohlstadt, 850 km stehen auf dem Zähler. So weit bin ich schon lange nicht mehr geflogen. Morgen wird es vermutlich noch mal genausogut, aber da bin ich als Fluglehrer eingeteilt. Meine Kameraden aber werden ganz sicher den Pfingssonntag nutzen.

Kleiner Nachtrag: Am Pfingssonntag sind meine Kameraden ebenfalls riesige Strecken geflogen. So zum Beispiel mein Partner Arne mit der ASW 22 808 km, genauso weit wie Herby mit der ASW 27, Fabian mit der LS 8/18m satte 840 km, Hans Sperl besonders zu erwähnen mit 735 km auf der DG 300, Lisa mit Co-Pilotin Maria hat sich auch heute wieder auf die Südseite gewagt und dieses Mal sind es 740 km geworden, ohne Zwischenlandung im zweifellos schönen Bozen ;-). Markus und Andi haben sich ebenfalls rehabilitiert mit einem 700er, auch teilweise auf der Südseite geflogen. Alles in allem ein Wochenende, wie wir es nicht so oft erleben. Auch für die 2. Bundesliga haben diese tollen Flüge zu einem Spitzenergebnis geführt, wir haben endlich mal 20 Punkte eingefahren mit 305 km/h Schnitt!

Herz, was willst du mehr! So darf es die nächsten Wochenenden gerne weitergehen, wir werden berichten!


Endlich wieder fliegen!

tl_files/fotogallery/fotos-005.jpgNach langer Pause aus verschiedenen Gründen, vornehmlich wegen eigener "Dummheit" habe ich am Dienstag, 20. Mai 2014 endlich wieder die VV aufgebaut und zum Start gebracht. Die Vorhersage insbesondere für den Ostalpenbereich war gut, bis sehr gut, im Westen sollte es weniger toll werden.

Also kurz nach Uwe (UW) und Jürgen (AX) wurde ich geschleppt, schon über dem Tal nahe Eschenlohe konnte ich klinken und einen Bart nutzen, der mich zur Mittagsspitze brachte, dort ging es hoch auf knapp 2.300 m. Der Flug nach Osten verlief über den nördlichen Soierngrat, dann weiter durch´s Karwendel zum Rofan, der Sprung über das Inntal erwies sich als problemlos, Wildschönau, Wildkogel und Pinzgauer Spaziergang lieferten gute Thermik, ab den Dientener Bergen begann dann das Thermikparadies, ein 5er nach dem anderen ermöglichte ein rasantes Vorwärtsfliegen, Roßbrand, Dachstein, Grimming und Weißenbacher Wände lieferten Basishöhen bis über 3.200 m.

Als ich bei Liezen wendete waren weiter im Osten noch prächtige Wolken zu sehen und eigentlich wäre es vernünftig gewesen, noch erheblich weiter nach Osten zu fliegen, aber für den ersten Flugtag in der Heimat erschien mir die Strecke schon genug und so wendete ich, um dann an den Weißenbacher Wänden in den Bart des Tages (6,2 m/s) zu fallen und weiter ging die Jagd wieder zurück auf dem gleichen Kurs wie beim Hinflug.

Am Pass Thurn im Pinzgau wurde die Thermik wieder etwas unzuverlässiger, der Versuch über das Kellerjoch das Inntal zu queren, scheiterte am Innsbrucker Tower, der mich warten lassen wollte. Also entschloss ich mich noch mal nach Osten aufzubrechen, dieses Mal Richtung Wilder Kaiser. Dort ging es mit 3 m/s bis auf 3.300 m, was locker für den Heimflug reichen sollte.

Der lange Gleitflug Richtung Ohlstadt wurde immer wieder unterbrochen durch mehr oder minder starke Bärte, so dass ich die Möglichkeit nutzte noch ein paar Kilometer zu machen, zunächst zum Wettersteingebirge, dort hatte sich jedoch schon eine solide fast geschlossene Wolkenschicht etabliert, so dass ich eigentlich nur um die Zugspitze herum nachhause fliegen wollte.

Dann aber an der Südwestflanke der Zugspitze katapultierte mich ein 3er auf über 3.200 m und so wollte ich jetzt die 600 km vollmachen, also wieder auf nach Osten. Südlich vom Spitzingsee, immer noch über 3.000 m hoch wollte ich dann wirklich nachhause, die Optimierung des LX 8000 wies 650 km auf und das war mir genug, obwohl es nach Osten immer noch sehr gut aussah.

Auf dem Rückweg allerdings zählte der Optimierer immer noch hoch und schließlich an der Mittagsspitze fehlten nur noch 10 km auf die 700 km. Also nutzte ich den Hangwind des Krottenkopfes bis zum Südende und als dann 700,0 auf dem Zähler standen, glitt ich still und zufrieden zurück zum Platz. Für den ersten Flug des Jahres in den Nordalpen ein sehr befriedigender Einstand.

Bleibt noch zu bemerken, das die UW an diesem Tag über 820 km weit geflogen ist und Lisa mit der 1D ebenfalls 705 km geschafft hat (BRAVO!), mit einer ähnlichen Taktik wie ich selber. Über Jürgens Flug mit der AX konnte ich leider nichts erfahren, er hat ihn nicht gemeldet im OLC.

Mal schauen wie es am Wochenende wird.